Die neu entstandenen Aufgaben der Kontrolle, Überwachung und Steuerung stellen Fachkräfte-Aufgaben dar. Die zunehmende Komplexität und Verknüpfung von Anlagen und Teilsystemen in der Wertschöpfungskette hat zur Folge, dass die Beschäftigten über zunehmende Kenntnisse verfügen müssen und ihnen Entscheidungsprozesse sowie ein Verständnis der ablaufenden Prozesse abverlangt werden. Auch sind die Beschäftigten für mehr Anlagen als früher zuständig, deren Prozesse sie kennen müssen. Insgesamt beschreiben alle Interviewpartner*innen, dass die kognitiven Anforderungen gestiegen sind.
Zuverlässigkeit und Kommunikation dieser Komponenten muss untereinander funktionieren und sie als Steuerer für diese Prozesse zunehmend das Verständnis nicht bloß für eine einzelne Maschine brauchen, sondern sie brauchen den Überblick über den Gesamtprozess und müssen wissen wie das einzelne Zeug zusammenspielt. (Interview 2)
Mehr Verantwortung übernehmen, Fehlerbilder zuordnen, Entscheidungen treffen, natürlich haben wir immer Entscheidungshilfen und Anweisungen, aber trotzdem muss ich willens und in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen. (Interview 6)
Anforderungen an den Kenntnisstand und an die Entscheidungsprozesse nehmen deutlich zu. Ist die Frage, wie man das erleichtern kann, um im Arbeitsprozess bisschen eine Entspannung oder Erleichterung zu bringen, weil sonst fahren sie ja immer mehr über 100 Prozent Anforderung hinaus.
Anforderung hinsichtlich dass man diese Prozesse durchblickt also durschaut, was auf einen zukommt und damit umgehen kann. (Interview 3)
Anforderung an das Verständnis der Prozesse, die ganzen Bildschirmarbeitsplätze, Monitoringtätigkeit, Entscheidungen treffen haben deutlich zugenommen und damit für die Leute auch die Stresssituation. (Interview 1)
Für Leute, die umgeschult wurden für diesen Bereich, für die ist es eine riesige Anforderung und Leistungsverdichtung. (Interview 2)
Anforderungen an das Personal sind deutlich gestiegen hinsichtlich Überwachungstätigkeiten, Entscheidungen zu treffen mit wirtschaftlicher Relevanz. (Interview 2)
Mehr Wissen über Anlagen ist notwendig, genauso wie Flexibilität, Anlagen vertretungsweise zu übernehmen. (Interview 1)
Weiterhin braucht es Wissen über Eskalationswege, darüber, was in welchen Situationen zu tun ist. Es sind Fertigkeiten wie Problemlösekompetenzen gefragt.
Das setzt eine höhere Qualifizierung voraus auf der einen Seite und setzt aber auch an die Softskills andere Anforderungen. (Interview 4)
Auch haben sich Art und Umfang von zu verarbeitenden Informationen geändert und der Einsatz von Wissen zur Fehlerbehebung hat einen größeren Stellenwert.
Mit vielen Informationen zurecht zu kommen. Wichtige von unwichtigen Informationen zu unterscheiden und das Fehlerhandling an den entsprechenden Tools dann umzusetzen. (Interview 5)
Dies war mit der Möglichkeit und Notwendigkeit verbunden, Beschäftigte weiterzuqualifizieren. Schulungen und Weiterbildungen mussten absolviert werden, im laufenden Tagesgeschäft.
Anderseits sind in der Überwachung, in dieser Fachkraftebene, die qualitativ höher ist, sind mehr Jobs entstanden, d.h. im gleichen Zeitraum konnte ich dann noch einem gewissen Anteil an Mitarbeitern eine Perspektive bieten, sich weiterzuentwickeln, was vorher vielleicht gar nicht möglich gewesen wäre.
Aber für manche Leute ist es sehr schwierig sich neu zu orientieren, neu zu qualifizieren. Da tun sich manche schwer. (Interview 5)
Wenngleich Qualifizierungen nicht mehr in dem Umfang erforderlich sind wie in Zeiten der zunehmenden Automatisierung, befinden sich die Mitarbeiter*innen auch aktuell und zukünftig in einem kontinuierlichen Lernprozess. Sie müssen auf neue Anlagen oder bei Änderungen von Anlagen zertifiziert werden und es ergeben sich Lernerfordernisse aus technischen Veränderungen im Unternehmen (s. auch Perspektiven 300-mm-Linie). Die Bereitschaft zur Weiterentwicklung und Qualifikation ist von großer Bedeutung.
Eine besondere Bedeutung im Zusammenhang mit den Qualifikationserfordernissen kommt der Altersstruktur der Belegschaft zu.
…haben ja auch eine älter werdende Belegschaft, d.h. auch die Bereitschaft zu lernen, nimmt dann ab. (Interview 4)
Dann haben wir das Problem, es gibt eine Reihe von Mitarbeitern, die schon ein gewisses Alter erreicht haben, und die tun sich natürlich schwerer als die jungen Leute, etwas neu zu lernen, sich mit Veränderungen auseinander zu setzen. Und nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie ab einer bestimmten Stelle auch nicht können. (Interview 5)
Gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, dass die Qualifizierung nicht immer ausreichend war/ist bzw. an die Beschäftigen Anforderungen gestellt wurden/werden, für die sie noch nicht ausreichend ausgebildet und vorbereitet sind. Aktuelle Bemühungen erfassen den Qualifikationsbedarf und streben an, den Beschäftigen mehr Zeit für Qualifikationen einzuräumen.
In den letzten Jahren wurde das nicht so gut behandelt, zwar gemacht, aber den Mitarbeitern nicht genügend Zeit gegeben; schon an der einen oder anderen Stelle ein Qualifikationsdefizit. (Interview 1)
Von einigen Beschäftigten wurde eher die Sorge geäußert, durch die Automatisierung geistig weniger gefordert zu sein. Vereinzelt kam in den Interviews zum Ausdruck, dass die Arbeit als monoton erlebt wird.
Da gab es dann auch die Frage, „Was soll ich denn hier noch machen? Ich kann ja mein Gehirn zuhause lassen, ich muss nur lesen können, und dann mach ich das, was mir das übergeordnete System sagt. (Interview 7)
Monotonie und Routine ist entstanden: wenn Wissen zu Anlagen einmal vorhanden, dann ändert sich daran nichts mehr – das erleben viele als Belastung. (Interview 1)
Der Aspekt mangelnder geistiger Herausforderung gilt auch für die verbleibenden Operatortätigkeiten. Diese sind z. T. noch weniger anspruchsvoll als vor der Automatisierung, weil sie nur noch das reine Beladen/Entladen beinhalten und alles andere der Roboter/das System entscheidet.
Und das ist natürlich eine Schwierigkeit zum einen dem Mitarbeiter zu vermitteln, dass er sehr wichtig ist, trotz dessen, dass die Aufgabe an sich jetzt nicht die höchsten Anforderungen an Mitarbeiter selbst stellt. (Interview 6)