Vollständigkeit der Aufgabe, Entscheidungsspielraum, Qualifikationsanforderungen
Die Befragten berichten, dass die Arbeit durch komplexe Anforderungen gekennzeichnet ist und als abwechslungsreich erlebt wird. Die Aufgaben erfordern eigenständiges, kreatives Denken und die Fähigkeit zur Problemlösung. Dies gilt vor allem für die Prototypenentwicklung.
Aufgrund der Unternehmensgröße und flachen Hierarchien ist eine hohe Mitbestimmung der Beschäftigten gegeben. Trotz bestehender Zuständigkeiten sind die Zugänge nicht strikt geregelt, so dass beispielsweise alle Beschäftigten Zugang zum Lager haben.
Durch die Fusion, die ansteigende Beschäftigtenzahl und die stärkere Digitalisierung werden durch technische Regelungen (z. B. über individuelle Logins) die Zugänge und Zuständigkeiten eingeschränkt, woraus sich eine stärkere Funktionsteilung ergibt.
Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten sind gegeben und häufig sogar notwendig. Die Qualifikationserfordernisse werden als hoch beschrieben, weil spezifische Kenntnisse erforderlich sind.
Die Elektronik wird zunehmend softwarelastig (Interview 4),
was bedeutet, dass bereits in der elektronischen Montage Programmierkenntnisse bzw. ein Verständnis der steuernden Software vorhanden sein muss. Damit wird die Arbeit in diesem Bereich zunehmend anspruchsvoll, Aufgaben gehen über die des traditionellen Mechatronikers oder Elektrikers hinaus. Insgesamt gibt es eine Verschiebung des Aufgabenspektrums von mechanischen zu elektronischen Aufgaben, d.h. es wird zunehmend mit elektronischen Komponenten gearbeitet und auch die Zukaufteile werden immer komplexer, so dass die Beschäftigten aller Fertigungsbereiche spezielle Kenntnisse erwerben müssen. Besonders die Mitarbeiter*innen im Service müssen hoch qualifiziert sein. Hier besteht die Herausforderung auch darin, dem breiten Produktspektrum gerecht zu werden:
Man kann nicht jede Maschine bis ins Detail kennen. Aber wenn man so eine Maschine vor sich hat, muss man halt zusehen, dass man dann den Fehler findet. Was kann man ausschließen, welche sind die vor- oder nachgelagerten Prozesse, wo hakt es denn jetzt wirklich? Das Grundverständnis muss da sein. (Interview 6)
Entwicklungserfordernisse ergaben sich beispielsweise aus der seit 2015 aufgenommenen Produktion von freifahrenden Robotern, die (z.B. durch den Einbau von Laserscannern) im Vergleich zur Produktion schienengebundener Roboter mit Neuerungen in Bezug auf die Software, Montage, Inbetriebnahme und den Service verbunden war und damit veränderte Anforderungen an die Beschäftigten dieser Bereiche stellt.
Auch die Einführung der Software SAP im Jahr 2009 erforderte einen hohen Schulungsaufwand für die Beschäftigten. Zu Beginn stieß die Neuerung auf Ablehnung und der Nutzen dieser musste deutlich gemacht werden. Inzwischen sind die Vorbehalte verschwunden, die Vorteile des Systems wurden erkannt, wie z.B. die Reduktion der Fehlerhäufigkeit. Gleichzeitig wird aber auch berichtet, dass die Beschäftigten eine zunehmende Abhängigkeit von der Technik erleben.
Die Schulung auf SAP wird für die Beschäftigten von Unternehmen 1b im Zuge der Fusion ebenfalls relevant. Dazu kommt, dass die Buchhaltung im fusionierten Unternehmen interner Bestandteil des Unternehmens wird, was nur bei einem der Ursprungsunternehmen (1b) der Fall war. Dies bedeutet einen Schulungsaufwand für Beschäftigte, die neu in die Buchhaltung eingearbeitet werden. Die SAP-Schulungen, die damit für Mitarbeiter*innen aus beiden Unternehmen relevant werden, werden sowohl intern als auch extern erfolgen.
Die Arbeit mit Sharepoint wird für die Beschäftigten des Unternehmens 1a neu sein, so dass hier interne Schulungen erfolgen werden, vor allem durch Kolleg*innen aus Unternehmen 1b, die mit dem System bereits vertraut sind.
Die Einführung des automatisierten Lagerliftsystems wird für die Beschäftigten im Lagerbereich den Umgang mit dem digital gesteuerten Bedienterminal erforderlich machen, über den die Teile ein- und ausgelagert werden.
Die genannten Qualifizierungsbedarfe entstehen aus betrieblichen Gegebenheiten und Veränderungen. Die Teilnahmezeit gilt als Arbeitszeit und die Kosten werden vom Unternehmen getragen. Dazu gehören beispielsweise produktbezogene Schulungen bei den Zulieferfirmen zu Bauteilen, die im Unternehmen verbaut werden (z.B. Roboterarme). Erweiterte Qualifikationen sind beispielsweise im Bereich der Elektrotechnik erforderlich, so dass hier Schulungen angeboten werden. Mitunter kommt es vor, dass Beschäftigte von der Elektromontage in den Bereich Inbetriebnahme/Service wechseln, in dem die technischen Anforderungen noch höher sind, so dass eine Weiterqualifizierung erforderlich ist. Darüber hinaus bilden sich Beschäftigte freiwillig neben ihrer regulären Arbeitszeit weiter, zum Beispiel im Abendstudium (zum Techniker*in) oder in IHK-Kursen (zum Betriebswirt*in, Fachwirt*in). Das Unternehmen unterstützt diese nebenberuflichen Weiterqualifikationen zum Teil finanziell (z.B. bei sehr guten Prüfungsleistungen) sowie durch die Ermöglichung der Kursteilnahme, indem den Beschäftigten die entsprechende zeitliche Flexibilität gewährleistet wird.
Die Zunahme internationaler Kunden macht Qualifizierung auch im Bereich der Fremdsprachen nötig. Es wird aktuell ein Englischkurs angeboten.
Entwicklungsmöglichkeiten und Qualifizierungserfordernisse ergeben sich aber nicht nur durch technologischen Wandel, sondern auch durch die Fusion, mit der Veränderungen von Strukturen, Prozessen, Verantwortlichkeiten und Aufgabenbereichen einhergehen.
Für die Beschäftigten in Führungsebenen ergeben sich aufgrund struktureller Veränderungen durch die Fusion ebenfalls Qualifizierungsbedarfe. Die Einführung einer zweiten Führungsebene (zwischen Teamleiter*innen der einzelnen Abteilungen und der Geschäftsführung) sowie die veränderte Anzahl an Beschäftigten in den Teams machen Weiterbildungen zum Thema Mitarbeiter*innenführungen erforderlich.
Grundsätzlich wird von den Befragten erwartet, dass zukünftig die Einarbeitung in neue Arbeitsmittel oder technische Hilfsmittel erforderlich sein wird.
Information(sangebot)
Geschildert wird, dass viele Informationen über Email weitergegeben werden. Allgemein wird eine Zunahme des Email-Aufkommens wahrgenommen – es taucht der Begriff der Email-Flut auf. Es wird angestrebt, kurze persönliche Treffen wieder stärker zu forcieren. Im Umgang mit Email muss ein Umdenken der Beschäftigten dahingehend erfolgen, dass z.B. der Verteilerkreis gezielter ausgewählt werden muss, um unnötige Emails zu vermeiden.
Die Nutzung von Software ermöglicht es, leichter und schneller an Informationen zu kommen. So kann beispielsweise in der Produktion der Stand einer Bestellung von Zulieferteilen direkt eingesehen werden, ohne dafür die Beschäftigten des Einkaufs in die Statusabfrage einzubinden.