Im Bürobereich gibt es einzelne Hinweise auf eine erhöhte Belastung durch die Arbeit mit bestimmten PC-Anwendungen und E-Mail-Überflutung. Sichtbar machen sich die Überanstrengungen besonders zu den Stoßzeiten.
„In Stoßzeiten merkt man schon, dass häufig mal jemand Kopfschmerzen hat oder einfach nur ausgebrannt ist.“ (Unternehmen 4, Interview 5)
Darüber hinaus ist der Prozess der Einführung der neuen Technologie mit einem erhöhten Arbeitsaufkommen und Kommunikationsaufwand für die Geschäftsführung und Belegschaft verbunden. Die Befragten sprechen von einem angespannten Verhältnis zwischen den Abteilungen, welche für die Umsetzung der Umstellung auf das neue System verantwortlich sind. Jedoch versprechen sich die Interviewten eine erhebliche Arbeitserleichterung und Zeitersparnis nach dem ggf. erfolgreichen Abschluss des Veränderungsprozesses und der Einarbeitungszeit. Eine spürbare Verschiebung der fachlichen sowie Leistungsanforderungen an die Belegschaft durch die neue Technologie wird derzeit nicht angenommen. Die Offenheit dem digitalen Wandel der Arbeit gegenüber und der Wille sich weiterzubilden wird dennoch erwartet. Einer größeren Digitalisierungswelle stehen die Befragten offen und optimistisch gegenüber.
„Ich stehe den Sachen nicht negativ gegenüber. Man muss es nur so ein bisschen auf einen zukommen lassen und begreifen.“ (Unternehmen 4, Interview 3)
Aus den Interviews wird jedoch ebenfalls deutlich, dass der digitale Umbruch der Arbeit für die Geschäftsführung eine Herausforderung darstellt. Es wird über eine Zunahme des Kommunikationsaufwandes mit den MitarbeiterInnen in der Zeit der Einführung neuer Systeme berichtet. Dabei werden Vermittlung der Ideen, Zukunftsvisionen und der Austausch über den Einsatz neuer Technologien als zentrale Themen genannt.
„Man muss sich ja dann irgendwie doch damit beschäftigen. Was geht damit? Wie könnte ich das nutzen? Was kostet es mich am Ende? Wer kann es machen? Wer kann es betreuen? Also die Fülle ist schon gestiegen. […] Was tut sich so auf der Welt technisch? Auf dem Markt? Bei meinen Mitarbeitern? Und wo ist dann mein Weg da durch?“ (Unternehmen 4, Interview 6)
Das Thema der psychischen Belastungen wird im Unternehmen laut den Interviewten nicht offen angesprochen. Jedoch ist es der Geschäftsführung ein wichtiges Anliegen, die Belegschaft für dieses Thema zu sensibilisieren.
„Die trauen sich nicht zu sagen, dass sie ein Knieproblem haben, dann, sage ich Ihnen gleich, dass die nicht kommen werden und sagen: «Ich fühle mich hier psychisch überlastet». Das ist bisher eine reine Kunst der Vorgesetzten, mitzukriegen, dass es so ist und dann in irgendeinem Rahmen zu sagen: «Lass uns da mal darüber reden.» Das klappt bei uns zum Glück eben sehr gut, weil wir ein sehr gutes Verhältnis untereinander haben.“ (Unternehmen 4, Interview 6)
Aus dem vorhergehenden Zitat wird die Bedeutung der Rolle eines gesundheitsförderlichen Führungsstils deutlich, der unter anderem eine Offenheit und Aufmerksamkeit gegenüber der Belegschaft beinhaltet, um die aktuelle Stimmung der Beschäftigten zu erfassen.
Eine ansteigende Kontrollierbarkeit der MitarbeiterInnen in der Produktion, welche mit der neuen Technologie durch die Datenspeicherung und -nutzung verbunden sein kann, wird von den Befragten nicht kritisch gesehen.
„Also der Gedanke ist jetzt erstmal nicht, damit aus den Leuten mehr rauszuholen, aber schon den Prozess einfach zu verstehen und zu schauen, warum dauert es denn dort jetzt zum Beispiel länger.“ (Unternehmen 4, Interview 6)
„Wenn etwas nicht so läuft, wie es sollte, dann wird das geklärt. Sofort. […] Und wenn ich nach bestem Wissen und Gewissen handle, egal in welchen Bereichen des Lebens, dann muss man auch kein schlechtes Gewissen und keine Ängste haben. Da bin ich entspannt.“ (Unternehmen 4, Interview 7)
Ein Wegfall der Arbeitsplätze durch den digitalen Wandel der Arbeit und damit verbundene Ängste spielen in dem befragten Unternehmen laut den Interviews keine Rolle. Zurzeit befindet sich die Firma im ständigen Wachstum und ist bestrebt die Produktion zu steigern. Somit werden die vorhandenen Arbeitsplätze erhalten und voraussichtlich neue, vor allem im IT-Bereich (Datenauswertung für die Qualitätssicherung, Vernetzung und Wartung digitaler Systeme), entstehen.
„Jetzt muss man nicht sagen: «Jetzt kann ich drei Leute entlassen». Wir können mit der gleichen Anzahl von Leuten die doppelte Menge machen, ohne dass einer mehr arbeiten muss. Das ist doch die Zielsetzung.“ (Unternehmen 4, Interview 3)
Im befragten Unternehmen sind hauptsächlich jüngere Menschen tätig. Die ältere Belegschaft ist vorwiegend in der Produktion beschäftigt. Da in der Fertigung eine umfangreiche Arbeit mit digitalen Medien selbst nach Einführung des Scansystems nicht geplant ist, wird der Umgang mit der Digitalisierung und den neuen Technologien für die älteren Personen nicht als bedrückend von den Interviewten eingeschätzt. Nichtdestotrotz schließen die Befragten neue Herausforderungen der digitalen Arbeit für diese MitarbeiterInnen nicht aus. Die jahrelange Erfahrung, die ältere Beschäftigte mitbringen, und Weiterbildungsmöglichkeiten im Unternehmen werden genutzt, um den Herausforderungen zu begegnen.
Abschließend ist festzuhalten, dass in den Interviews von einem angenehmen Arbeitsklima und respektvollen wie auch hilfsbereiten Umgang miteinander berichtet wird. Die Befragten geben an, dass sie die Möglichkeit haben an ausgewählten Entscheidungen zu partizipieren und ihre Meinung zu äußern.
„Es ist wie eine Familie […] Es passt noch jeder auf jeden auf und da wird auch nicht dem anderen ein Fehler untergeschoben.“ (Unternehmen 4, Interview 1)