7.1 Per­so­nal­ent­wick­lung

Rekru­tie­rung und Bin­dung an das Unternehmen

Eine große Her­aus­for­de­rung besteht in der Rekru­tie­rung und Bin­dung von Fach­kräf­ten, vor allem weil das Unter­neh­men per­so­nell expan­diert. Auch sind die Anfor­de­run­gen so viel­fäl­tig gewor­den, dass selten auf ein spe­zi­fi­sches Profil hin gesucht wird, son­dern Bewerber*innen viel­mehr ein­ge­la­den werden und anhand deren Vor­aus­set­zun­gen eine Pas­sung inner­halb des Unter­neh­mens geprüft wird. Früher wurden nach Aus­sa­gen der Befrag­ten mehr Gene­ra­lis­ten gesucht, heute eher Spezialisten.

Die Rekru­tie­rungs- und Bewer­bungs­pro­zesse ver­än­dern sich in Rich­tung Digi­ta­li­sie­rung – im Ver­gleich zu klas­si­schen Bewer­bungs­un­ter­la­gen, die die Interessent*innen ein­sen­den, gewinnt die Mög­lich­keit an Bedeu­tung, eine Bewer­bung über sein Lin­kedIn- oder Xing-Profil ein­zu­rei­chen. Dem­entspre­chend müssen Bewer­bungs­pro­zesse ange­passt werden. Daran wird der­zeit im Unter­neh­men gearbeitet.

Ein großes Anlie­gen ist die Bin­dung der Fach­kräfte an das Unter­neh­men. Dies ist beson­ders vor dem Hin­ter­grund des Fach­kräf­te­man­gels von Bedeu­tung. Dar­über hinaus wird das Phä­no­men beschrie­ben, dass die Zahl der Pro­be­zeit­kün­di­gun­gen in den letz­ten Jahren zuge­nom­men hat, d.h. dass Bewerber*innen auf­grund des Ange­bots an Stel­len das Unter­neh­men „testen“ und bereit sind, den Arbeit­ge­ber wieder zu wech­seln. In diesem Zusam­men­hang sei erwähnt, dass ein posi­ti­ves Klima im Unter­neh­men ein wich­ti­ges Thema dar­stellt: so werden z.B. Aktio­nen der Per­so­nal­ab­tei­lung unter­stützt (z.B. Ver­tei­len von Dan­kes­kar­ten; team­be­zo­gene Schu­lun­gen zur posi­ti­ven Psy­cho­lo­gie), eine Unter­neh­mens­kul­tur der gegen­sei­ti­gen Wert­schät­zung zu etablieren.

Das Unter­neh­men ist bestrebt, bei Bedarf einen Wech­sel zwi­schen Berei­chen oder Auf­ga­ben zu ermög­li­chen. Dies ist z.B. rele­vant, wenn ein Beschäf­tig­ter merkt, dass er den Anfor­de­run­gen nicht mehr gewach­sen ist oder wenn die bis­he­ri­gen Auf­ga­ben als nicht mehr pas­send oder anspre­chend erlebt werden. Dabei besteht noch recht wenig Offen­heit, wenn es darum geht, bei Bedarf jeman­den mit weni­ger her­aus­for­dern­den oder anspruchs­vol­len Auf­ga­ben zu betrauen.

Das ist ein Thema, wie gesagt, Ein­zel­fälle, aber gefühlt stei­gend, mit dem noch zu wenig offen umge­gan­gen wird. […] wenn jemand sagt, ne, das ist jetzt so, ich schaff es nicht mehr oder ich will mir das auch gar nicht mehr antun. Das ist aber schon noch nega­tiv behaf­tet. Ich denke, das wird sich noch ändern mit der Zeit, wenn es eben mehr Fälle gibt.“ (Inter­view 6)

 

Qua­li­fi­zie­rung und Entwicklung

Das Unter­neh­men hat einen eige­nen Per­so­nal- und Ent­wick­lungs­be­reich. Über diesen Bereich laufen die zen­tra­len Mitarbeiter*innenschulungen, d.h. Ange­bote, die einen Groß­teil der Beschäf­tig­ten betref­fen (z.B. Ver­trags­ge­stal­tung). Der Bedarf für fach­spe­zi­fi­sche Qua­li­fi­zie­run­gen wird von den ein­zel­nen Berei­chen abge­schätzt und ent­spre­chende Schu­lun­gen und Leis­tun­gen ein­ge­kauft. Dafür steht ein Budget zur Ver­fü­gung, das sich pro Mitarbeiter*in und Jahr berech­net. Infor­ma­tio­nen zum Wei­ter­bil­dungs­be­darf erge­ben sich aus den Mitarbeiter*innengesprächen, werden an die Per­so­nal­ab­tei­lung wei­ter­ge­lei­tet, die dann einen Schu­lungs­plan erstellt, in dem fest­ge­legt wird, wel­cher Mitarbeiter*in wann mit wel­cher Maß­nahme geschult wird.

Per­so­nal­ent­wick­lung wird eng am Geschäft aus­ge­rich­tet, d.h. es werden Bedarfe ermit­telt und geeig­nete Kon­zepte und Maß­nah­men ent­wi­ckelt, die dann team- oder berufs­grup­pen­be­zo­gen in Form von Pro­gram­men rea­li­siert werden.

Die Qua­li­fi­zie­rung der Beschäf­tig­ten stellt ange­sichts des rasan­ten tech­no­lo­gi­schen Wan­dels in der IKT-Bran­che eine große Her­aus­for­de­rung dar. Bestimmte Skills können mit­un­ter gar nicht so schnell bei den Beschäf­tig­ten aus­ge­bil­det werden, wie sie gebraucht werden. Auch ist es not­wen­dig, den Beschäf­tig­ten das Wissen direkt im Unter­neh­men zu ver­mit­teln, da aktu­ell benö­tigte Skills zum Teil an den Uni­ver­si­tä­ten noch gar nicht gelehrt werden.

Auch ange­sichts des Fach­kräf­te­man­gels ist es not­wen­dig, dass das Unter­neh­men seine Beschäf­tig­ten auf die eige­nen Bedarfe hin ausbildet.

Also ich glaube mitt­ler­weile, dass der all­ge­meine bespro­chene Fach­kräf­te­man­gel auch darauf zurück­zu­füh­ren ist, dass die Unter­neh­men und das sehe ich dann wieder sozu­sa­gen aus einer Innen­per­spek­tive, also auch wir suchen Leute, die mög­lichst pass­ge­nau auf diese Anfor­de­run­gen passen sollen und die Leute gibt es aber nicht. Und des­halb müssen wir uns eben auch damit aus­ein­an­der­set­zen, welche Leute brau­chen wir, dass wir die selber ent­wi­ckeln können.“ (Inter­view 4)

 

Arten und Wege der Qualifizierung

Es finden Schu­lun­gen zu den Tools statt, die im Unter­neh­men zum Ein­satz kommen. Auch ver­än­derte Arbeits­be­din­gun­gen durch tech­no­lo­gi­sche Ver­än­de­run­gen wie die zuneh­mende vir­tu­elle Zusam­men­ar­beit, werden im Unter­neh­men und in der Wei­ter­bil­dung berück­sich­tigt. Bemer­kens­wert ist in diesem Zusam­men­hang, dass Schu­lun­gen, ins­be­son­dere solche zur Ver­mitt­lung von Soft Skills, auf tra­di­tio­nelle Weise durch­ge­führt werden, eben ohne Zuhil­fe­nahme von WebEx und E-Lear­ning, um dem Umstand Rech­nung zu tragen, dass ein wesent­li­cher Teil der Kom­mu­ni­ka­tion non­ver­bal abläuft.

Ein wei­te­rer Aspekt der Wei­ter­qua­li­fi­zie­rung stellt die Teil­nahme an Kon­fe­ren­zen, Messen usw. dar, auf denen die Beschäf­tig­ten als Spea­ker auf­tre­ten und Aus­tausch in ihrem Fach­ge­biet pfle­gen. Die Beschäf­tig­ten werden dafür frei­ge­stellt. Beschäf­tigte können neben Ange­bo­ten des Unter­neh­mens auch eigene Vor­schläge zu Schu­lun­gen auf dem Markt an ihren Vor­ge­setz­ten her­an­tra­gen. Je nach betrieb­li­chem Bezug der Schu­lung werden diese Ange­bote nach Prü­fung vom Unter­neh­men finan­ziert und der Beschäf­tigte frei­ge­stellt oder aber durch Teil­fi­nan­zie­rung unter­stützt und der Beschäf­tigte erbringt einen Eigen­an­teil in Form von Geld oder Freizeit.

Um Wissen kurz­fris­tig sicher­zu­stel­len und die Beschäf­tig­ten in kurzer Zeit zu qua­li­fi­zie­ren, finden Boot­camps statt.

Auch findet Per­so­nal­ro­ta­tion statt, d h. Beschäf­tigte wech­seln für eine bestimmte Zeit den Arbeits­be­reich im Unter­neh­men. Das för­dert einer­seits die Fer­tig­kei­ten selbst, aber auch den Blick für das ganz­heit­li­che Zusam­men­ar­bei­ten der ein­zel­nen Fer­ti­gungs­schritte, da Koope­ra­tion zwi­schen diesen Ein­hei­ten zuneh­mend an Bedeu­tung gewinnt.

Dar­über hinaus stel­len Wissen-Tan­dems eine Mög­lich­keit im Unter­neh­men dar, Wissen zu sichern und Per­so­nal weiter zu qua­li­fi­zie­ren. Dabei arbei­ten ein Senior und ein Junior zusam­men. Außer­dem gibt es die Mög­lich­keit, sich von Kolleg*innen coa­chen zu lassen bzw. für Kolleg*innen als Coach zu fungieren.

Auch gibt es für ein­zelne Auf­ga­ben­be­rei­che soge­nannte Nach­wuchs-Teams:

Die Schu­lung der Füh­rungs­kräfte wird im Rahmen einer Füh­rungs­kräf­teaka­de­mie realisiert.