5.2.2.1 Arbeits­zeit, Ver­ein­bar­keit von Beruf und Fami­lie, Arbeits­ort (Arbeits­or­ga­ni­sa­tion)

Die Arbeits­zei­ten sind fle­xi­bel, es gibt keine Kern­ar­beits­zeit. Eine unter­neh­mens­in­terne Rege­lung besagt, dass zwi­schen 6 und 20 Uhr gear­bei­tet werden darf, aber nicht mehr als 10 Stun­den. Im Rahmen einer mobile-working-Ver­ein­ba­rung darf frei­wil­lig bis 22 Uhr gear­bei­tet werden. Es besteht in eini­gen Berei­chen Ruf­be­reit­schaft. Es gibt Zeit­kon­ten (mög­lich sind Doku­men­ta­tion von Minus­stun­den und Über­stun­den), die manu­ell geführt werden. Über­stun­den werden nicht aus­ge­zahlt, son­dern erfol­gen als Zeit­aus­gleich. Wird ein Grenz­wert an Über­stun­den über­schrit­ten , wird der Betriebs­rat ein­ge­schal­tet, die Füh­rungs­kraft infor­miert und mit dem Beschäf­tig­ten Abbau­kon­zepte erarbeitet.

Zeit­li­che Fle­xi­bi­li­tät besteht in beide Rich­tun­gen. Wäh­rend es mög­lich ist, wäh­rend der Arbeits­zeit Pri­va­tes zu erle­di­gen, wird aber auch erwar­tet, bei Schwie­rig­kei­ten oder Eng­päs­sen in Pro­jek­ten Über­stun­den zu machen oder Arbeits­zei­ten an Gege­ben­hei­ten bei den Kund*innen anzupassen.

Stän­dige Erreich­bar­keit außer­halb von Son­der­fäl­len und Bereit­schafts­diens­ten wird nicht gefor­dert. Hier spielt aber das Ver­hal­ten der Füh­rungs­kraft eine große Rolle. Schreibt diese am Wochen­ende oder nach Fei­er­abend E-Mails, kann das den Druck auf das Team erhö­hen, dass dies von ihnen auch erwar­tet wird. Der Betriebs­rat the­ma­ti­siert diese Erwar­tun­gen bezüg­lich der stän­di­gen Erreich­bar­keit und appel­liert an die Füh­rungs­kräfte, das Thema im Team anzusprechen.

Die Ver­ein­bar­keit von Beruf und Pflege spielte in der Ver­gan­gen­heit eine unter­ge­ord­nete Rolle. Das Thema gewinnt jedoch zuneh­mend an Bedeu­tung, so dass im Unter­neh­men Modelle dazu ent­wi­ckelt werden müssen.

Ver­ein­bar­keit Eltern­schaft und Beruf. Im Ver­lauf der letz­ten Jahre sind immer mehr Beschäf­tigte Eltern gewor­den. Wäh­rend früher häufig auch abends im Büro gear­bei­tet wurde, ist ein pünkt­li­cher Büro­schluss inzwi­schen wich­ti­ger gewor­den. Viele Frauen arbei­ten in Teil­zeit. Für viele Beschäf­tigte besteht der Anspruch, die Arbeit wie vor dem Eltern­sein zu leis­ten, das aber in enge­rem Zeit­re­gime oder gar kür­ze­rer Arbeits­zeit. Dies erhöht bei einem Teil der Beschäf­tig­ten den Leis­tungs­druck (s. auch Zeit- und Leistungsdruck).

Es gibt Eltern-Kind-Büros, die das Arbei­ten in betreu­ungs­freien Zeiten ermög­li­chen, z.B. an Kita-Schließtagen.

Auch wenn das Unter­neh­men die Ver­ein­bar­keit von Berufs- und Pri­vat­le­ben wich­tig nimmt, wurde deut­lich, dass bei Beschäf­tig­ten mit zeit­li­chen Begren­zun­gen (z.B. durch Kita-Zeiten) die Sorge ent­ste­hen könnte, für das Staf­fing von Pro­jek­ten weni­ger „attrak­tiv“ zu sein und nicht mehr für Pro­jekte ein­ge­plant zu werden.

Arbeits­ort. Neben der Arbeit am Stand­ort ver­brin­gen vor allem die Beschäf­tig­ten im Kun­den­ge­schäft einen Teil ihrer Arbeits­zeit beim Kunden. Der Groß­teil dieser ist aktu­ell in Deutsch­land und Europa ange­sie­delt, zuneh­mende Inter­na­tio­na­li­sie­rung ist jedoch ten­den­zi­ell zu erwar­ten. Zuneh­mend ist die Arbeit vor Ort beim Kunden wich­tig, d.h. die Anfor­de­run­gen an die Rei­se­be­reit­schaft steigen.

Ein ande­res Thema ist auch Rei­se­be­reit­schaft. Es reicht nicht, wenn ich weiß, wie ich die Soft­ware pro­gram­miere, ich muss wissen, wie die Soft­ware ein­ge­setzt wird und wie der Kunde ein­setzt. Das bedeu­tet, ich muss eng mit dem Kunden zusam­men­ar­bei­ten, es heißt des­halb auch, dass ich oft vor Ort beim Kunden arbei­ten muss. Das ist ein Thema, das hat sich jetzt erhöht, also die Bereit­schaft auch mal meh­rere Tage die Woche vor Ort beim Kunden zu arbei­ten. Haben zwar durch die Tech­no­lo­gien viele Mög­lich­kei­ten, ich kann, wenn ich Soft­ware ent­wickle von über­all her machen, Haupt­sa­che ich hab Inter­net­zu­gang, aber ich kann mög­li­cher­weise nicht den Kunden ver­ste­hen, dafür muss ich den Kunden beob­ach­ten. Und da hilft es, beim Kunden zu sitzen.“ (Inter­view 3)

Die tech­ni­sche Infra­struk­tur hat sich in den letz­ten Jahren so ver­än­dert, dass die Arbeit in gewis­sem Umfang orts­fle­xi­bel erfol­gen kann (sofern keine Anwe­sen­heit vor Ort oder beim Kunden erfor­der­lich ist). So kann über einen Client auf alle rele­van­ten Daten zuge­grif­fen werden. E-Mails können bei Bedarf auch über das Handy abge­ru­fen werden.

Wie auch die zeit­li­che Fle­xi­bi­li­tät erhöht auch die räum­li­che Fle­xi­bi­li­tät die Gefahr der Ent­gren­zung von Pri­va­tem und Beruf­li­chem und stellt beson­dere Anfor­de­run­gen an das Selbst­ma­nage­ment der Beschäftigten.