7. Per­spek­ti­ven und Gestaltungshinweise

Deut­lich wurden in den Gesprä­chen anste­hende Ver­än­de­run­gen, die kurz- bis mit­tel­fris­tig auf das Unter­neh­men zukom­men werden. Diese erge­ben sich aus tech­no­lo­gi­schen Ver­än­de­run­gen, aus der Ver­än­de­rung der Auf­trags- und Kun­den­si­tua­tion (Zunahme inter­na­tio­na­ler Kunden, Akquise von Groß­auf­trä­gen) sowie aus der Fusion. Sie wurden zum Teil, sofern es sich um aktu­ell anste­hende Ver­än­de­run­gen han­delt, bereits an ent­spre­chen­der Stelle in der Fall­stu­die auf­ge­führt und sind im Fol­gen­den über­blicks­ar­tig dargestellt.

Tech­no­lo­gi­sche Veränderungen

  • neues Lager­lift­sys­tem (Tei­le­an­for­de­rung über Bedien­ter­mi­nal, elek­tro­ni­sche Doku­men­ta­tion der Ausgabe)
  • stär­kere Ver­net­zung ver­schie­de­ner Soft­ware-Sys­teme (z. B. Lager­lift­sys­tem und Zeit­er­fas­sung mit SAP)
  • all­ge­mein: Ein­ar­bei­tung in neue Arbeits­mit­tel und elek­tro­ni­sche Hilfsmittel
  • län­ger­fris­tig: Unter­stüt­zung der Service-/Wartungskolleg*innen durch Robo­ter­sys­teme bzw. Assis­tenz­sys­teme (z.B. Tablet, mit dem alle Fehler gesam­melt und bear­bei­tet werden, so dass nicht zu jedem Gerät/System per­sön­lich vor Ort gegan­gen werden muss) –> Reduk­tion der Reisetätigkeit
  • eher Zukunfts­vi­sion: Tracking in der Pro­duk­tion; Arbeits­schritte aktu­ell noch nicht über SAP abge­bil­det; einen kon­kre­ten Ein­füh­rungs­ter­min gibt es nicht –> es ist gut vor­stell­bar, dass Kun­den­wün­sche dies beschleu­ni­gen; aktu­ell gibt es Sta­tus­mee­tings und Tele­fon­kon­fe­ren­zen, um über den Stand der Pro­duk­tion zu infor­mie­ren; hier ist denk­bar, dass Kunden eine elek­tro­ni­sche Abfrage des Pro­duk­ti­ons­sta­tus wün­schen könn­ten (wie z.B. bei Paketdienstleistern)

Zuneh­mend inter­na­tio­nale Kunden, Anstieg des Auftragsvolumens

  • mobile Fle­xi­bi­li­tät wird zuneh­mend gefor­dert sein; Ein­sätze beim Kunden werden auch zuneh­mend Wochen­en­den sowie mehr Kol­le­gen als bisher betreffen
  • Inten­si­vie­rung bzw. Aus­wei­tung von Sprachschulungen
  • Anpas­sun­gen der arbeits­me­di­zi­ni­schen Vor­sorge (Imp­fun­gen), Ver­si­che­run­gen (was ist auf Reisen ver­si­chert, was nicht)
  • Anpas­sun­gen Arbeits­zeit (Bereit­schaf­ten? Schichtarbeit?):

Durch neue Kunden aus zum Bei­spiel USA, sind evtl. Abstim­mungs­run­den um 18-19 Uhr erst. Dadurch erge­ben sich neue Her­aus­for­de­run­gen für die Kern­ar­beits­zeit. Evtl. bedarf es neuer Aus­gleich­sys­teme (Inter­view 3)

  • even­tu­ell wird Schicht­ar­beit zur Bewäl­ti­gung von Auf­trä­gen nötig

Ver­än­de­rung der Betriebsgröße/Fusion

Füh­rungs­ver­hal­ten, Per­so­nal­ma­nage­ment/-ent­wick­lung, Wis­sens­ma­nage­ment, Teilhabe

  • Umgang mit Personalzuwachs
  • Schaf­fung einer Personalabteilung
  • Ver­än­de­run­gen der Führungsebenen
  • Eta­blie­rung von Mitarbeiter*innengesprächen
  • Neu­re­ge­lun­gen von Ver­ant­wort­lich­kei­ten und Funk­tio­nen; Neu­re­ge­lun­gen von Zugän­gen und Auf­ga­ben­be­rei­chen (z.B. über Logins)
  • bes­sere Abstim­mung von Poten­zia­len und Bedar­fen nötig (Per­so­nal­ein­satz, Wis­sens­ma­nage­ment, Skill­ma­trix), d.h. Ermitt­lung und Abde­ckung von Schu­lungs­be­dar­fen der Beschäf­tig­ten; Stel­len­be­schrei­bun­gen und Ver­ant­wor­tungs­be­rei­che klar for­mu­lie­ren und definieren
  • Wissen sicht­bar und teil­bar machen; Ver­ein­heit­li­chung des Wis­sens­ma­nage­ments (Wie werden Pro­zesse und Stan­dards doku­men­tiert und wei­ter­ge­ge­ben?); Siche­rung des Zugangs zu diesem Wissen (Wo wird doku­men­tiert, z.B. über Sharepoint?)

Kom­mu­ni­ka­tion

  • Rege­lun­gen der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wege (News­let­ter, Share­Point, Nut­zung von Listen o. Ä.)
  • Eta­blie­rung von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­re­geln – wie werden pro­jekt­be­zo­gene Infor­ma­tio­nen allen rele­van­ten Per­so­nen zugäng­lich gemacht
  • Umgang mit Email-Flut: Ver­ein­ba­rung von Stan­dards: Betreff­zeile, cc-Regeln, mehr per­sön­li­che Kom­mu­ni­ka­tion suchen

Ver­ein­heit­li­chung von Struk­tu­ren, Abläu­fen und Software

  • Inhouse-Buch­hal­tung und Per­so­nal­ab­tei­lung für das gesamte Unternehmen
  • Klä­rung der Zustän­dig­kei­ten für den gemein­sa­men Arbeits- und Gesund­heits­schutz (Sicherheitsingenieur*in; Betriebs­arzt; Ersthelfer*in; ASA)
  • stei­gen­der Grad der Digi­ta­li­sie­rung (Share­point, SAP, Zeit­er­fas­sung, Urlaubs­an­träge, Mitarbeiter*innen-Logins); even­tu­ell Zugänge der Mitarbeiter*innen zu Rech­nern neu regeln (Teamleiter*innen und Beschäf­tigte aus dem Office-Bereich haben eigene Rech­ner und daher einen leich­te­ren Zugang zu digi­ta­len Infor­ma­tio­nen als Beschäf­tigte aus der Produktion)
  • Fest­le­gen von ein­heit­li­chen Ordner-/Lauf­werk­struk­tu­ren
  • Beschrän­kung von Zugän­gen und Bear­bei­tungs­mög­lich­kei­ten durch Logins, Funktionstrennung
  • Maß­nah­men der Betrieb­li­chen Gesundheitsförderung
  • Kern­ar­beits­zei­ten
  • klären, ob gewünscht: Betrieb­li­ches Ein­glie­de­rungs­ma­nage­ment: Stan­dar­di­sie­rung der Abläufe, For­mu­lare etc.

Aus den Ver­än­de­run­gen aller Berei­che ergibt sich zuneh­mend Schu­lungs­be­darf in ver­schie­de­nen Berei­chen, die jeweils einen Teil der Beschäf­tig­ten betref­fen (Eta­blie­rung Inhouse-Buch­hal­tung, Ein­füh­rung von SAP, Ver­än­de­rung der Füh­rungs­ebe­nen und –auf­ga­ben, Instal­la­tion eines neuen elek­tro­ni­schen Lagerliftsystems).

Hin­weise und Anre­gun­gen für AGS und BGF

Hand­lungs­be­darf ent­steht zunächst durch die anste­hen­den und benann­ten Ver­än­de­run­gen, die sich durch tech­ni­sche Ent­wick­lun­gen, eine ver­än­derte Auf­trags­lage und vor allem durch Fusion und Umzug an den neuen Fir­men­stand­ort erge­ben. Dar­über hinaus wurden in den Gesprä­chen einige Ideen deut­lich, die Opti­mie­rungs­mög­lich­kei­ten mit Blick auf Belas­tun­gen und Gesund­heit der Beschäf­tig­ten betref­fen. Ergänzt werden diese Aspekte durch Anre­gun­gen der Autoren der Fallstudie.

  • Ver­bes­se­rung der Hilfs­mit­tel­aus­stat­tung, wie z. B. Knie­kis­sen (vor allem für die Beschäf­tig­ten vor Ort beim Kunden)
  • Ver­bes­se­rung von Hand­lings­vor­rich­tun­gen, um deren Nut­zung zu fördern

Wir haben Robo­ter­ge­stelle, aber die Schwie­rig­keit ist ein­fach nur, diesen Robo­ter, der teil­weise recht unhand­lich ist, da ist alles rund, keine Griffe dran, weil die ja dann stören bei der Bewe­gung. Ist dann halt ein biss­chen schwie­rig, da muss man dann wirk­lich mit Man­nes­kraft ran. (Inter­view 6)

  • mehr Schil­der mit Hin­weis „Ver­let­zungs­ge­fahr“ (am neuen Stand­ort prüfen)
  • Facharbeiter*innen statt Abteilungsleiter*innen als Sicher­heits­be­auf­tragte benennen
  • bes­sere Abde­ckung von Kolleg*innenausfall bei Eltern­zeit; bes­sere Doku­men­ta­tion von Abspra­chen etc., um Ver­tre­tun­gen die Arbeit zu erleich­tern (z.B. im Sharepoint?)
  • Umgang mit per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten (z.B. im Lager­lift­sys­tem) – Rege­lun­gen des Daten­schut­zes und Schaf­fung von Trans­pa­renz gegen­über den Beschäftigten
  • Mög­lich­kei­ten akti­ver Pau­sen­ge­stal­tung schaf­fen und „legi­ti­mie­ren“ (Vor­bild­funk­tion Vor­ge­setzte; motivieren)
  • Anschaf­fung von Head­sets (für die Abtei­lung Verkauf)
  • höhen­ver­stell­bare Tische im Officebereich
  • Über­stun­den: Reduktion/Abbummeln ermög­li­chen und anregen
  • stär­kere Ein­bin­dung der Beschäf­tig­ten in den Gesund­heits­schutz /die Gesund­heits­för­de­rung (Gesund­heits­zir­kel, ASA, Vorschlagswesen)
  • Eta­blie­rung einer Personalvertretung.