Deutlich wurden in den Gesprächen anstehende Veränderungen, die kurz- bis mittelfristig auf das Unternehmen zukommen werden. Diese ergeben sich aus technologischen Veränderungen, aus der Veränderung der Auftrags- und Kundensituation (Zunahme internationaler Kunden, Akquise von Großaufträgen) sowie aus der Fusion. Sie wurden zum Teil, sofern es sich um aktuell anstehende Veränderungen handelt, bereits an entsprechender Stelle in der Fallstudie aufgeführt und sind im Folgenden überblicksartig dargestellt.
Technologische Veränderungen
- neues Lagerliftsystem (Teileanforderung über Bedienterminal, elektronische Dokumentation der Ausgabe)
- stärkere Vernetzung verschiedener Software-Systeme (z. B. Lagerliftsystem und Zeiterfassung mit SAP)
- allgemein: Einarbeitung in neue Arbeitsmittel und elektronische Hilfsmittel
- längerfristig: Unterstützung der Service-/Wartungskolleg*innen durch Robotersysteme bzw. Assistenzsysteme (z.B. Tablet, mit dem alle Fehler gesammelt und bearbeitet werden, so dass nicht zu jedem Gerät/System persönlich vor Ort gegangen werden muss) –> Reduktion der Reisetätigkeit
- eher Zukunftsvision: Tracking in der Produktion; Arbeitsschritte aktuell noch nicht über SAP abgebildet; einen konkreten Einführungstermin gibt es nicht –> es ist gut vorstellbar, dass Kundenwünsche dies beschleunigen; aktuell gibt es Statusmeetings und Telefonkonferenzen, um über den Stand der Produktion zu informieren; hier ist denkbar, dass Kunden eine elektronische Abfrage des Produktionsstatus wünschen könnten (wie z.B. bei Paketdienstleistern)
Zunehmend internationale Kunden, Anstieg des Auftragsvolumens
- mobile Flexibilität wird zunehmend gefordert sein; Einsätze beim Kunden werden auch zunehmend Wochenenden sowie mehr Kollegen als bisher betreffen
- Intensivierung bzw. Ausweitung von Sprachschulungen
- Anpassungen der arbeitsmedizinischen Vorsorge (Impfungen), Versicherungen (was ist auf Reisen versichert, was nicht)
- Anpassungen Arbeitszeit (Bereitschaften? Schichtarbeit?):
Durch neue Kunden aus zum Beispiel USA, sind evtl. Abstimmungsrunden um 18-19 Uhr erst. Dadurch ergeben sich neue Herausforderungen für die Kernarbeitszeit. Evtl. bedarf es neuer Ausgleichsysteme (Interview 3)
- eventuell wird Schichtarbeit zur Bewältigung von Aufträgen nötig
Veränderung der Betriebsgröße/Fusion
Führungsverhalten, Personalmanagement/-entwicklung, Wissensmanagement, Teilhabe
- Umgang mit Personalzuwachs
- Schaffung einer Personalabteilung
- Veränderungen der Führungsebenen
- Etablierung von Mitarbeiter*innengesprächen
- Neuregelungen von Verantwortlichkeiten und Funktionen; Neuregelungen von Zugängen und Aufgabenbereichen (z.B. über Logins)
- bessere Abstimmung von Potenzialen und Bedarfen nötig (Personaleinsatz, Wissensmanagement, Skillmatrix), d.h. Ermittlung und Abdeckung von Schulungsbedarfen der Beschäftigten; Stellenbeschreibungen und Verantwortungsbereiche klar formulieren und definieren
- Wissen sichtbar und teilbar machen; Vereinheitlichung des Wissensmanagements (Wie werden Prozesse und Standards dokumentiert und weitergegeben?); Sicherung des Zugangs zu diesem Wissen (Wo wird dokumentiert, z.B. über Sharepoint?)
Kommunikation
- Regelungen der Kommunikationswege (Newsletter, SharePoint, Nutzung von Listen o. Ä.)
- Etablierung von Kommunikationsregeln – wie werden projektbezogene Informationen allen relevanten Personen zugänglich gemacht
- Umgang mit Email-Flut: Vereinbarung von Standards: Betreffzeile, cc-Regeln, mehr persönliche Kommunikation suchen
Vereinheitlichung von Strukturen, Abläufen und Software
- Inhouse-Buchhaltung und Personalabteilung für das gesamte Unternehmen
- Klärung der Zuständigkeiten für den gemeinsamen Arbeits- und Gesundheitsschutz (Sicherheitsingenieur*in; Betriebsarzt; Ersthelfer*in; ASA)
- steigender Grad der Digitalisierung (Sharepoint, SAP, Zeiterfassung, Urlaubsanträge, Mitarbeiter*innen-Logins); eventuell Zugänge der Mitarbeiter*innen zu Rechnern neu regeln (Teamleiter*innen und Beschäftigte aus dem Office-Bereich haben eigene Rechner und daher einen leichteren Zugang zu digitalen Informationen als Beschäftigte aus der Produktion)
- Festlegen von einheitlichen Ordner-/Laufwerkstrukturen
- Beschränkung von Zugängen und Bearbeitungsmöglichkeiten durch Logins, Funktionstrennung
- Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung
- Kernarbeitszeiten
- klären, ob gewünscht: Betriebliches Eingliederungsmanagement: Standardisierung der Abläufe, Formulare etc.
Aus den Veränderungen aller Bereiche ergibt sich zunehmend Schulungsbedarf in verschiedenen Bereichen, die jeweils einen Teil der Beschäftigten betreffen (Etablierung Inhouse-Buchhaltung, Einführung von SAP, Veränderung der Führungsebenen und –aufgaben, Installation eines neuen elektronischen Lagerliftsystems).
Hinweise und Anregungen für AGS und BGF
Handlungsbedarf entsteht zunächst durch die anstehenden und benannten Veränderungen, die sich durch technische Entwicklungen, eine veränderte Auftragslage und vor allem durch Fusion und Umzug an den neuen Firmenstandort ergeben. Darüber hinaus wurden in den Gesprächen einige Ideen deutlich, die Optimierungsmöglichkeiten mit Blick auf Belastungen und Gesundheit der Beschäftigten betreffen. Ergänzt werden diese Aspekte durch Anregungen der Autoren der Fallstudie.
- Verbesserung der Hilfsmittelausstattung, wie z. B. Kniekissen (vor allem für die Beschäftigten vor Ort beim Kunden)
- Verbesserung von Handlingsvorrichtungen, um deren Nutzung zu fördern
Wir haben Robotergestelle, aber die Schwierigkeit ist einfach nur, diesen Roboter, der teilweise recht unhandlich ist, da ist alles rund, keine Griffe dran, weil die ja dann stören bei der Bewegung. Ist dann halt ein bisschen schwierig, da muss man dann wirklich mit Manneskraft ran. (Interview 6)
- mehr Schilder mit Hinweis „Verletzungsgefahr“ (am neuen Standort prüfen)
- Facharbeiter*innen statt Abteilungsleiter*innen als Sicherheitsbeauftragte benennen
- bessere Abdeckung von Kolleg*innenausfall bei Elternzeit; bessere Dokumentation von Absprachen etc., um Vertretungen die Arbeit zu erleichtern (z.B. im Sharepoint?)
- Umgang mit personenbezogenen Daten (z.B. im Lagerliftsystem) – Regelungen des Datenschutzes und Schaffung von Transparenz gegenüber den Beschäftigten
- Möglichkeiten aktiver Pausengestaltung schaffen und „legitimieren“ (Vorbildfunktion Vorgesetzte; motivieren)
- Anschaffung von Headsets (für die Abteilung Verkauf)
- höhenverstellbare Tische im Officebereich
- Überstunden: Reduktion/Abbummeln ermöglichen und anregen
- stärkere Einbindung der Beschäftigten in den Gesundheitsschutz /die Gesundheitsförderung (Gesundheitszirkel, ASA, Vorschlagswesen)
- Etablierung einer Personalvertretung.