Arbeitszeit, Arbeitsort, Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Im Unternehmen 1a gibt es ein Ein-Schicht-System mit einer Kernarbeitszeit von 8 bis 15 Uhr und Gleitzeit sowie flexiblen Pausenregelungen. Es gab in der Vergangenheit Phasen mit Schichtarbeit (vor allem während der Prototypenfertigung), aktuell ist das jedoch kein Thema. Mitunter betrifft Schichtarbeit die Beschäftigten, die vor Ort beim Kunden eingesetzt sind, wenn bei diesem Schichtarbeit besteht.
Alle Mitarbeiter*innen führen Zeitkonten. Die Arbeit in Teilzeit ist möglich, wird aber nur von wenigen Beschäftigten in Anspruch genommen. Elternzeit ist ebenfalls möglich und wird von vielen Beschäftigten genutzt. Homeoffice, möglich vor allem in den Bereichen mit Bildschirmarbeitsplatz, wird kaum nachgefragt. Es wird nicht erwartet, dass Emails in der Freizeit bearbeitet werden müssen. Die Befragten geben an, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gegeben ist.
Beschäftigte aus Inbetriebnahme und Service müssen während der Geschäftszeiten spätestens 30 Minuten, nach Feierabend 60 Minuten nach Eingang eines Kundenanrufes (wegen Störung o. Ä.) telefonisch darauf reagieren. Bei Kunden im näheren Umkreis müssen sie dann innerhalb von zwei Stunden dort eintreffen. Rufbereitschaft besteht von Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr. Bereitschaftsdienste werden zum Teil rotierend vergeben, um Dauerbelastungen derselben Mitarbeiter*innen zu vermeiden. Bei zwei großen Kunden in der Region bestehen 24-Stunden-Bereitschaftsdienste, die sich drei Kolleg*innen aufteilen (jeder ca. 1,5 Wochen im Monat). In der Vergütung und im Zeitkonto werden Bereitschaftsdienste berücksichtigt.
Beschäftigte, die beim Kunden vor Ort eingesetzt werden, müssen teilweise aufgrund wechselnder Einsatzorte eine mobile Flexibilität aufweisen. Es wird versucht, Einsätze außerhalb des Unternehmensstandortes langfristig planbar zu gestalten und Wünsche der Beschäftigten bezüglich der Einsatzzeiten zu berücksichtigen. Aktuell wird außerdem versucht, die Beschäftigten nur wochenweise zu Kunden zu schicken und ihnen ein Wochenende am Wohnort zu ermöglichen.
Das wird längerfristig aufgrund einer Expansion im Kundenbereich über Deutschland hinaus nicht immer realisierbar sein. Mobilität und Einsatz beim Kunden außerhalb des Wohnortes sind im Unternehmen 1b und daher nach der Fusion im Gesamtunternehmen von besonderer Bedeutung. Eine besondere Herausforderung besteht für das Unternehmen vor allem darin, die Bereitschaft der Beschäftigten zur mobilen Arbeit zu erhöhen.
Zeit- und Leistungsdruck
Vor allem in Zeiten mit Produktionsspitzen und in Phasen der Prototypenfertigung kommt es zu Überstunden. Intern gibt es die Regelung, 40 Überstunden auf dem Zeitkonto für Zeiten mit reduzierter Auftragslage „anzusparen“. Die meisten Beschäftigten haben jedoch, vereinzelt sogar deutlich, Stunden über dem Standardkontingent angesammelt. Die Abteilung Service und Inbetriebnahme, die am Ende des Fertigungsprozesses steht, gerät aufgrund vorher entstandener Verzögerungen sehr häufig unter Zeitdruck. Aber auch in den Bereichen Montage und im Entwicklungsbereich wird von Zeit- und Leistungsdruck berichtet. Von den Befragten wird die Bereitschaft, Überstunden zu erbringen „wenn es brennt“, als Teil der Unternehmenskultur gesehen. Vereinzelt wird Unterstützung durch Leiharbeiter*innen realisiert. Allerdings gestaltet es sich wegen spezieller Anforderungen an Kenntnisse und Fertigkeiten häufig schwierig, geeignetes Personal zu finden. Zusätzlicher Zeitdruck sowie eine zusätzliche Belastung der Vorarbeiter entstehen dabei durch die Anlernphase der neuen Kolleg*innen. Überstunden sollen nach Möglichkeit durch Freizeiten abgesetzt werden. Ist das nicht möglich, können sie auch ausgezahlt werden. Perspektivisch wird mit einer Zunahme der Belastungen gerechnet:
Stress ist ein großer Faktor, der – ich habe das Gefühl – eher zunimmt als abnimmt. Die Belastungen werden steigen (Interview 4)
Soziale Beziehungen
Die Arbeit in festen Teams ist im Unternehmen nicht in allen Bereichen vorhanden. Bei den Kolleg*innen in Mechanik- und Elektro-Montage erfolgt insofern Teamarbeit, als dass es für einige Anlagen Spezialist*innen/Expert*innen gibt, die dann in bestimmten Projekten zusammen arbeiten. Durch die häufig wechselnden Produkte und auch nur sehr geringen Wiederholungsfaktor bei den Anlagentypen sind keine festen Teams möglich. Dennoch wird die Teambildung bewusst gestaltet und mögliche Probleme zwischen Kolleg*innen werden dabei berücksichtigt.
Alle Befragten berichten, dass das Unternehmen durch ein positives Sozialklima, Offenheit und Vertrauen gekennzeichnet ist. Flache Hierarchien und „kurze Dienstwege“ ermöglichen eine schnelle Beseitigung von Problemen und direkte Kommunikation.